Trudering-Riem

Eckdatenbeschluss zum Rappenweg ohne Mehrheit im BA15!

München, den 03. September 2025

Pressemeldung

Als GRÜNE sagen wir „ja“ zur Bebauung aber „nein“ zu den aktuellen Planungen! Sozialer Anspruch und zukunftsfähige Ausrichtung drohen unter die Räder einer monotonen, uninspirierten und rückschrittlichen Planung zu kommen.

Der Bezirksausschuss 15 Trudering-Riem hat sich bereits im Juli 2022 und im Juli 2025intensiv mit der Bauleitplanung Rappenweg befasst und einstimmig eine Reihe von Forderungen zur Bebauung des Rappenwegs an die Stadtverwaltung versandt (siehe Anhang).

Nach Sichtung des seit wenigen Wochen vorliegenden Eckdatenbeschlusses sieht die GRÜNE Fraktion wesentliche Forderungen des Bezirksausschusses nicht erfüllt und lehnt diesen daher ab. CSU und SPD sehen dies anders und haben die Planungen in einer gemeinsamen Stellungnahme im Vorfeld der BA-Sondersitzung am 2.9.ausdrücklich begrüßt. Damit ist der Konsens zum Rappenweg zerbrochen. Eine Zustimmung des BA zum Eckdatenbeschluss ist nach intensiver Diskussion in der Sondersitzung ausgeblieben. Die Abstimmung endete in einer Pattsituation von 10:10 Stimmen. Investoren und Stadtverwaltung konnten die Bedenken nicht ausräumen.

Unsere Ablehnung des Eckdatenbeschlusses in der vorliegenden Form speist sich aus folgenden Argumenten:

Es soll zu einem Drittel Gewerbe entstehen. Gut so! Wir sind für gemischte Gebiete, zudem bietet das Gewerbe einen Lärmschutz für die Bahnstrecke. Aber: in dieser Randlage, noch dazu mit schlechter ÖPNV-Anbindung macht dies zwar Sinn für spezifische Gewerbe wie z.B. einen Gewerbehof, keinen Sinn macht aber ein Büroturm von 72 Metern! Während Allianz, Siemens und Generali von Neuperlach in gut erschlossene zentrale Lagen in die Stadt ziehen, die Telekom-Towers am Leuchtenbergring mit perfekter ÖPNV-Anbindung seit vielen Jahren leer stehen, während Haar ein jahrelang leerstehendes Bürogebäude aufkauft und zur Schule umbaut, plant man am Rappenweg großzügig neue Büroflächen. Abgesehen davon, dass ein so hohes Gebäude hier am Stadtrand fehl am Platz ist, ist der Leerstand dort vorprogrammiert. Die privaten Investoren betonen selbst: „der Rappenweg ist kein guter Bürostandort!“

Es fehlt ein schlüssiges Verkehrskonzept. Feste Zusagen gibt es lediglich für den Autoverkehr mit einer Brücke über die Bahn zur Mauerseglerstraße, die als „Orientierungspunkt“ angepriesen wird, deren Ausgestaltung noch ungewiss ist, anforderungsgemäß aber äußerst raumgreifend ausfallen wird. Weiter ist für den zusätzlichen Autoverkehr der massive Ausbau mehrerer Straßen und Kreuzungen in Waldtrudering und im näheren Umgriff auf bisher unversiegelten Flächen vorgesehen.

Die vom BA geforderte Verbesserung für den Fuß- und Radverkehr in der Schwablhofunterführung wird hingegen abgelehnt und „keine weitere Berücksichtigung finden“. Verbindliche Zusagen, die eine Bebauung des Rappenwegs an die Realisierung eines neuen S-Bahn-Halts oberhalb der Schwablhofunterführung koppeln, unterbleiben. Dabei ist dieser zusätzliche S-Bahn-Halt auch für den 5. Bauabschnitt ein wichtiges Element eines zukunftsfähigen Verkehrskonzepts, und wurde vom BA 15 bereits im Juli 2022 als Grundvoraussetzung für diese Siedlungsmaßnahme einstimmig eingefordert. Dieser Mangel wirkt angesichts des Maximums an rechtlich möglicher Bebauungsdichte (Geschossflächenzahl = GFZ von 3,0) besonders eklatant – eine Dichte, die im Münchner Osten bisher ihresgleichen sucht. Zum Vergleich 4 aktuelle B-Plan-Neubaugebiete, in Bau oder in Planung:

Messestadt 5. BA: GFZ 2,2
Alexisquartier Neuperlach: GFZ 1,8
Otto-Hahn-Ring am ÖPNV Knotenpunkt Neuperlach Süd: GFZ 2,2
Truderinger Acker (nahe S-Bahnhof Berg-am-Laim) GFZ 1,9

Klar ist, der Münchner Wohnungsmarkt ist seit Jahren extrem angespannt, der Bedarf an dauerhaft bezahlbarem Wohnraum ist sehr hoch. Aber genau dafür bietet das vorgesehene Investorenmodell leider keine adäquate Lösung, allenfalls vorübergehend wird geförderter Wohnraum geschaffen, der aber nach spätestens 40 Jahren wieder aus der sozialen Bindung fällt. Anders als z.B. bei der Bebauung des Eggartens im Münchner Norden verpassen die Stadt und die Investoren hier die Chance, dauerhaft bezahlbaren Wohnraum entstehen zu lassen: Es sind keine Flächen für Genossenschaften und die „Münchner Wohnen“ vorgesehen.

Dr. Ruth Pouvreau, Sprecherin der Fraktion für Umwelt und Klima: „Das Konzept wird den Anforderungen des Klimaschutzes und der Klimaanpassung nicht gerecht. Während für Tiefgaragen ein tiefer Bodenaushub möglich ist, ist für dringend nötige Baumpflanzungen dort nur eine Pflanztiefe von 40 cm angedacht. Hier zeigen sich deutlich die Prioritäten der Planung. In die Beschlussvorlage ist der Begriff „Schwammstadt“ aufgenommen, wie er angesichts der schwierigen Bodensituation umgesetzt werden soll, bleibt ungewiss. Fraglich bleibt auch, wie bei einer Bebauung mit massiven Gebäuderiegeln von 25 und 34 m Höhe die Frischluftzufuhr auf einem Gebiet gewährleistet bleibt, auf dem sich eigentlich zwei Luftschneisen kreuzen.

Christoph Heidenhain, Sprecher der Fraktion für Bau und Mobilität: „Das Verkehrskonzept riecht nach den 80ern, ist ohne Vision und Anspruch: zwei große Zugangsstraßen, eine Ringstraße und eine Buslinie, dazu viele Tiefgaragen und ordentlich ausgeweitete Knotenpunkte für den Kfz-Verkehr! Zudem ist es vollkommen unverständlich warum die Stadt, aber auch CSU und SPD, das Ziel eines S-Bahnhofs an der Schwablhofstraße nicht vehementer einfordern. Das gesamte Konzept wird den besonderen Herausforderungen dieses Standorts am Kreuzungspunkt zweier Parkmeilen nicht gerecht. Die Insellage wird nicht adäquat adressiert.

Dr. Susanne Weiß, Fraktionssprecherin: „Hier wird mit hohem Tempo und ohne adäquate Beteiligung der Öffentlichkeit ein unausgereiftes Konzept durch die Institutionen gepeitscht. Dauerhaft erschwinglicher Wohnraum, eine leistungsfähige ÖPNV-Anbindung, die Sicherheit des Fuß- und Radverkehrs, zukunftfähiges Grün! Hier besteht dringender Nachbesserungsbedarf im Sinne der Allgemeinheit!“

Herbert Danner, Fraktionssprecher: „Die sogenannte Rahmenlösung erscheint fast ausschließlich an den Interessen der Investoren orientiert und wird unter massivem Zeitdruck als alternativlos dargestellt – das ist nicht akzeptabel. Bisher existiert auf dem Gebiet noch keinerlei Baurecht und es ist die Stadt, die dieses vergibt und damit große Gestaltungsmöglichkeiten hat. Der BA braucht Einblick in zentrale Annahmen des Planungsprozesses und erwartet ein selbstbewussteres Auftreten der LHM im Sinne der Verträglichkeit und der Akzeptanz vor Ort!“.

In räumlicher Nähe steht die Bebauung des 5. Bauabschnitts Messestadt an – und etwas weiter entfernt die Bebauung der Heltauer Straße. Bei diesen beiden Gebieten haben wir GRÜNE uns intensiv und konstruktiv eingebracht und befürworten die Planungen für insgesamt fast 4.000 Wohnungen. Und natürlich haben wir auch den bisherigen Planungsprozess am Rappenweg konstruktiv und mit Sachverstand begleitet, aber stets eine innovative und nachhaltige Lösung mit verträglicher urbaner Dichte eingefordert. Dafür haben wir in den letzten drei Jahren immer die volle Zustimmung der anderen BA-Fraktionen erhalten.

Wir appellieren an den Stadtrat und die Stadtverwaltung Ernst zu nehmen, dass der aktuelle Eckdatenbeschluss am 2. September vor Ort beim zuständigen Bezirksausschuss Trudering-Riem keine Mehrheit gefunden hat. Wir fordern die Beteiligten dazu auf wieder einen Schritt zurückzugehen, die Bevölkerung intensiv zu beteiligen, die Planungen quantitativ zu reduzieren sowie qualitativ und nachhaltig aufzuwerten. Es gilt mit mehreren neuen Probeentwürfen mit unterschiedlichen und verträglichen Dichten einen Neustart für ein Bauleitplanverfahren zu erarbeiten – und dies vor einem Eckdatenbeschluss, der alle wesentlichen Punkte festzurrt! Nur so erscheint es uns möglich, an diesem besonderen Ort einen sozial, ökologisch und verkehrlich verträglichen und nachhaltigen Stadtteil zu entwickeln.