Wasserstoff und Nord Stream 2

Dieter Janecek stellte in seiner Präsentation heraus, dass Wasserstoff derzeit noch ein Energieträger ist, der nur in geringer Menge zur Verfügung steht. Wasserstoff sollte daher nur in Bereichen eingesetzt werden, in denen keine anderen Treibhausgas-vermeidenden Technologien zum Einsatz kommen können.

Einsatzgebiete wären

  • die chemische Industrie und die Stahlindustrie
  • der Schwerlasttransport
  • die Energiespeicherung im Stromnetz

Wasserstoff kann auf mehr oder weniger klimaschonende Weise gewonnen werden.

  • Grauer Wasserstoff: 95 % des in Deutschland verbrauchten Wasserstoffes wird durch Dampfreformierung aus Erdgas gewonnen, wobei für 1 t Wasserstoff jedoch 10 t CO2 entstehen.
  • Blauer Wasserstoff: Wasserstoffgewinnung ebenfalls aus Dampfreformierung mit anschließender Speicherung des entstandenen CO2 (Carbon Capture and Storage-Technik)
  • Türkiser Wasserstoff: Durch die Pyrolyse von Methan entsteht Wasserstoff und pulverförmiger Kohlenstoff, der leicht gelagert werden kann.
  • Grüner Wasserstoff: Elektrolyse von Wasser mithilfe von Strom aus erneuerbaren Quellen

In Deutschland werden zurzeit, ca. 55 Terawattstungen (TWh) Wasserstoff überwiegend in der chemischen Industrie genutzt. Zur Dekarbonisierung der Stahlindustrie würden weitere 56 TWh benötigt.

Der dafür erforderliche grüne Strom steht allerdings momentan noch nicht zur Verfügung, sodass zur verstärkten Nutzung von Wasserstoff der Import desselben kaum zu umgehen ist. Die dafür notwendigen Infrastrukturprojekte z. B. mit Marokko befinden sich jedoch noch in der Frühphase.

Es gibt zwar eine nationale Wasserstoffstrategie der Bundesregierung, sie benennt jedoch kaum konkrete Maßnahmen, um die benötigten Mengen zu erzeugen.

Dieter Janecek benennt die Forderungen der Grünen für eine zielführende Strategie:

  • Erneuerbare Energien in ganz Deutschland sehr ambitioniert ausbauen
  • Stabile Wasserstoff-Partnerschaften im internationalen Kontext auf Basis sozialer und ökologischer Grundpfeiler aufbauen
  • „Nutzen statt Abschalten“: In Zeiten von Netzengpässen Erneuerbare Energien-Anlagen nicht abschalten sondern überschüssigen Strom für die Produktion von Wasserstoff nutzen
  • „Carbon Contracts for Difference“: Verträge zwischen Staat und Unternehmen für einen garantierten CO2-Preis über eine gewisse Laufzeit schließen und damit Planungssicherheit schaffen
  • Den Mittelstand sowohl als Verbraucher als auch als Produzent grünen Wasserstoffs ernst nehmen um die Potenziale auszuschöpfen.

Vaniessa Rashid, Direktkandidatin im Münchner Osten, stellt die Positionen der Grünen zum Thema Nord Stream 2 dar.

  • Über die derzeit verfügbaren Erdgaspipelines kann genügend Erdgas nach Deutschland transportiert werden, sodass diese zusätzliche Pipeline unnötig ist.
  • Durch das große Angebot an Erdgas wird die notwendige Dekarbonisierung eher behindert.
  • Russland kann verstärkt Druck auf Länder wie die Ukraine oder Polen ausüben, da die durch diese Länder führenden Pipelines letztendlich nicht mehr benötigt werden.
  • Die Grünen lehnen daher den Weiterbau von Nord Stream 2 eindeutig ab.
  • Leider muss man jedoch sagen, dass der Bau schon extrem weit vorangeschritten ist und bindende Verträge bestehen, sodass die Fertigstellung dieser Pipeline wohl kaum noch zu verhindern sein wird.

Es besteht die geringe Hoffnung, dass vielleicht über das Verfahren der Methanpyrolyse zumindest CO2-arm Wasserstoff aus dem gelieferten Erdgas gewonnen werden kann.